Wie alt ist unser Kakao? Die ältesten archäologischen Spuren.

Für uns gehört Schokolade selbstverständlich zum Leben dazu. Dabei ist die Geschichte der Schokolade und darin eingeschlossen die Kakaogeschichte in Deutschland und Europa noch gar nicht so alt. Die erste Tafelschokolade wurde vor gerade mal 150 Jahren produziert und auch das hippe Heißgetränk Schokolade, dass vor allem beim Adel und reichen Bürgertum des Barocks beliebt war, existierte in Europa erst nach ab dem 16. Jh. Davor gab es in Europa keine Schokolade!

Autor

Florian Odijk

Datum

28. Juli 2023

Maya Tempel

In Amerika ist die Geschichte der Schokolade und des Kakaos jedoch um ein Vielfaches älter. Für die präkolumbischen Kulturen Mittelamerikas (also die Kulturen vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus), die Maya, die Azteken und viele weitere, war der Kakao von großer Bedeutung. Der Kakao wurde als Getränk chocólatl zubereitet und die Kakaobohnen fungierten sogar als reguläres Zahlungsmittel. Bisher ging die Forschung davon aus, dass der Kakaobaum (Theobroma cacao) vor etwa 3900 Jahren in Mittelamerika domestiziert wurde. Seit 2002 arbeitet ein Team um Michael Blake von der University of British Columbia und Sonia Zarrillo von der University of Calgary an einer Fundstelle im Süden Ecuadors und konnte durch neue Funde die Geschichte des Kakaos erheblich erweitern. Sie konnten nachweisen, dass dort Kakao bereits vor mindestens 5300 Jahren gezielt angebaut und als Nahrungsmittel verwendet wurde.

Das Geheimnis liegt unter der Erde

Das Team führte in Ecuador in Santa Ana La Florida naher der peruanischen Grenze in einem Siedlungsareal der Mayo-Chinchipe-Kultur Ausgrabungen durch. Die Siedlung wurde vor etwa 5450 Jahren gegründet und bestand aus mehreren Gebäuden, die einen Zeremonialzentrum mit rituellen Herdstellen und mehreren Bestattungen umschlossen. Für ihre Forschungen wurden verschiedene Keramikfragmente von Tongefäßen aus Abfallgruben, dem Zeremonialbereich und der rituellen Herdstelle untersucht.

Das Team untersuchte insgesamt 28 Proben von 19 Keramikgefäßen. Dabei wurden drei unterschiedliche Nachweisverfahren angewendet, der Nachweis von Kakao-Stärkemolekülen, der Nachweis des Biomoleküls Theobromin und eine DNA-Analytik. An 15 Keramikfragmenten ließen sich Stärkemoleküle der Kakaobohne mikroskopisch nachweisen. In 6 Gefäßen Proben entdeckten die Forscher und Forscherinnen Spuren des Biomoleküls Theobromin, das von der Kakaobohne stammt und ähnlich wie Coffein eine anregende Wirkung hat. Das Besondere ist, dass Theobromin nur in der domestizierten Kakaoart Theombroma cacao vorhanden ist, nicht aber in anderen Kakaobaumarten. Zusätzliche DNA-Analysen, sogenannte PCR-Analysen (polymerase chain reaction) konnten beweisen, dass es sich um den heute noch genutzten Theobroma cacao handelt.

Ausgrabungen

Das Alter der Funde konnte mittels durchgeführter C¹⁴ Analysen (Radiokarbonmethode) auf 5450 bis 5300 Jahre bestimmt werden. Damit sind die Fundobjekte 1500 Jahre älter als die bisher frühsten Nachweise von Kakaoanbau in Mexiko. Die Forscher und Forscherinnen konnten also die bislang älteste Nutzung von Theobroma cacao in Amerika nachweisen. Nach Ansicht der Experten und Expertinnen wurde der Kakao zunächst im oberen Amazonasgebiet domestiziert und im Alltag als Nahrungsmittel und bei religiösen Zeremonien genutzt. Von dort aus verbreitete sich der Kakaoanbau nach Norden bis nach Mittelamerika. Wie der Kakao angebaut, zubereitet und genossen wurde, erfahrt ihr in der größten Altamerikaausstellung von Nordrhein-Westfalen, im Schokoladenmuseum in Köln.