Bericht zur nachhaltigen Entwicklung
Vorwort
Liebe Freundinnen und Freunde des Schokoladenmuseums,
wir freuen uns, Ihnen den Bericht zur nachhaltigen Entwicklung für das Jahr 2023 präsentieren zu dürfen. Es war ein ereignisreiches Jahr voller Herausforderungen, aber auch voller Erfolge. Trotz der globalen Instabilität, die weiterhin durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und seine weltweiten Folgen geprägt ist, haben die touristischen Aktivitäten in Köln stark zugenommen. Besonders stolz sind wir darauf, dass das Schokoladenmuseum einen neuen Besuchsrekord von 665.000 Gästen verzeichnen konnte. Dieser Erfolg zeigt uns, dass unser Engagement für nachhaltige Entwicklung und Bildung ein breites Publikum erreicht.
Im Hinblick auf die Zukunft des Schokoladenmuseums investieren wir nicht nur in unsere Infrastruktur, sondern auch in den Ausbau unserer Dauerausstellung. Die umfassende Neugestaltung, die bis Mitte 2025 abgeschlossen sein wird, ist ein zentraler Bestandteil unseres Bestrebens, das Schokoladenmuseum als innovativen Bildungsort zu etablieren, der sowohl Wissen als auch Emotionen vermittelt. Im März 2023 wurde der neue Ausstellungsbereich „Weltreise des Kakaos“ eröffnet. Er informiert anschaulich über die globalen Lieferketten von Kakao, die ökologischen und sozialen Herausforderungen sowie über Lösungsansätze, wie nachhaltige Entwicklung im Kakaosektor erreicht werden kann.
Wir laden Sie ein, unseren Nachhaltigkeitsbericht 2023 zu lesen und freuen uns auf Ihr Feedback und Ihre Anregungen.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Imhoff und Dr. Christian Unterberg-Imhoff
Das Schokoladenmuseum
Das Schokoladenmuseum in Köln ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1993 ein einzigartiger Ort, der sich der Geschichte und Kultur des Kakaos und der Schokolade widmet. Seit über 30 Jahren begeistert das Museum mit seiner umfangreichen Ausstellung, die den gesamten Prozess von der Kakaoernte über die Verarbeitung bis hin zum Endprodukt Schokolade anschaulich und erlebbar macht. Es gibt weltweit kein Museum, das eine so umfassende Sammlung und Darstellung der Geschichte des Kakaos und der Schokolade zeigt.
Die Reise, die unsere Besucher:innen bei uns unternehmen, beginnt in den alten Kulturen Mittel- und Südamerikas, wo der Kakao als heilige Pflanze galt und endet in der Gegenwart, in der die Schokolade zum weltweit beliebten Industrieprodukt geworden ist. In unserer Ausstellung wird nicht nur die Herstellung von Schokolade präsentiert, sondern auch der Einfluss des Kakaoanbaus auf die Lebensbedingungen der Menschen in den Anbauländern beleuchtet.
Besonders hervorzuheben ist unsere in 2023 neu eröffnete Dauerausstellung „Weltreise des Kakaos“, die sich dem Anbau, der Ernte, dem Transport und der Verarbeitung von Kakao widmet. Die Ausstellung zeigt die globalen Lieferketten auf und thematisiert Herausforderungen wie Kinderarbeit, Armut und Umweltzerstörung. Gleichzeitig präsentieren wir Lösungsansätze durch nachhaltige Anbaumethoden, existenzsichernde Einkommen für Kakaobäuerinnen und -bauern und den positiven Einfluss transparenter Lieferketten auf den globalen Handel.
Führungen wie „100 % Schokolade“, „Dem Geheimnis der Schokolade auf der Spur“ oder „Nachhaltig und Fair – Schokolade und Kakao!“ geben unseren Besucher:innen die Möglichkeit, tiefer in die Welt der Schokolade einzutauchen. Mit leckeren Kostproben und zahlreichen interaktiven Elementen schaffen wir eine besondere Verbindung zwischen Genuss und Wissen. Unser Ziel ist es, den Besucher:innen zu zeigen, dass hinter der süßen Versuchung Schokolade eine komplexe, oft herausfordernde Realität steckt, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte miteinander verbindet. In 2023 haben etwa 75.000 Besucher:innen an insgesamt 3.100 Museumsführungen teilgenommen.
Neugestaltung unserer Ausstellung
Die in den Jahren 2022 und 2023 begonnenen und bis Mitte 2025 fortgeführten Umbaumaßnahmen am Schokoladenmuseum sind ein wesentlicher Bestandteil unserer langfristigen Vision, das Museum als führenden Bildungsort zu etablieren. Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Themen rund um Kakao und Schokolade nicht nur anschaulich, sondern auch zukunftsorientiert zu präsentieren.
Ein zentraler Baustein dieser Neugestaltung ist die „Weltreise des Kakaos“. Hier wird der gesamte Weg des Kakaos, von der Bohne bis zur Schokolade, multimedial und interaktiv dargestellt. Besonders wichtig ist es uns, den Besucher:innen die komplexen Zusammenhänge des Kakaohandels und des Kakaoanbaus verständlich zu vermitteln. Themen wie die Lebensbedingungen der Kakaobauern, die ökologischen Herausforderungen des Kakaoanbaus und der Einfluss von Konsumentscheidungen auf die globalen Lieferketten werden hier ausführlich behandelt.
Um diese Themen verständlich und eindrucksvoll zu präsentieren, wurden modernste pädagogische Konzepte und Technologien eingesetzt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen, die sich als roter Faden durch die gesamte Ausstellung ziehen. Besucher:innen können in interaktiven Stationen erfahren, wie nachhaltige Entwicklung in ihrem Alltag umgesetzt werden kann und welche Rolle sie selbst im globalen Kontext spielen können.
Darüber hinaus wird im Themenraum „Wie nachhaltige Entwicklung gelingen kann“ der Bogen zu den Lebensrealitäten der Besucher:innen gespannt. Hier werden konkrete Maßnahmen zur Mitwirkung an der nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft vorgestellt, etwa durch bewusste Kaufentscheidungen, die Unterstützung fair gehandelter Produkte oder die Reduktion des eigenen CO₂-Fußabdrucks. Nachhaltige Entwicklung funktioniert nur, wenn dieser Transfer in die Gesellschaft gelingt. Hierzu möchten wir unseren Beitrag leisten.
Um auch der historischen Perspektive gerecht zu werden und aufzuzeigen, welche Entwicklungen bis in die Gegenwart spürbar sind, entsteht bis Mitte 2025 die neue Dauerausstellung „Zeitreise des Kakaos“. Diese Ausstellung beginnt mit der ersten nachweisbaren Kakaonutzung in Südamerika und folgt der Geschichte des Kakaos bis in die Industrialisierung. Wichtiger didaktischer Ansatz der neuen Ausstellung ist es Vergangenheit und Gegenwart kausal miteinander zu verknüpfen und aufzuzeigen, dass auch der Kakaohandel Teil der kolonialen Unterwerfungs- und Ausbeutungsgeschichte ist. So wird in der neuen Ausstellung auf die Unterwerfung amerikanischer Kulturen genauso ein Blick geworfen, wie auf den transatlantischen Sklavenhandel, der Zucker- und Kakaoplantagen mit billigen Arbeitskräften versorgen sollte.
Zeitgleich mit der Industrialisierung beginnt auch die Hochphase des europäischen Imperialismus. Unsere heutigen Hauptanbaugebiete für Kakao liegen alle in ehemaligen europäischen Kolonien. So wirkt dieser Teil der Geschichte bis in die Gegenwart nach. Dem Schokoladenmuseum ist es wichtig, diese historischen Zusammenhänge aufzuzeigen.
Unser Nachhaltigkeitsengagement
Als Museum, das sich nicht nur der Geschichte, sondern auch der Zukunft des Kakaos und der Schokolade verpflichtet sieht, war und ist das Thema Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Wir verstehen uns als Multiplikator:innen für die Vermittlung von Wissen rund um nachhaltige Entwicklung und sehen es als unsere Verantwortung, aktiv zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel beizutragen.
2023 haben wir erneut unser Ziel der Klimaneutralität erreicht. Dies gelang uns durch eine Kombination aus Emissionsminderungsmaßnahmen und der Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen durch Projekte zur CO₂-Bindung. Gemeinsam mit unserem Partner Plant-for-the-Planet kompensieren wir unsere Emissionen komplett durch den Erwerb von Emissionsminderungszertifikaten (Gold Standard). Zusätzliche Baumpflanzungen in Mexiko ergänzen diese Maßnahmen (5 Bäume pro Tonne CO₂). Unterstützt durch unsere Gäste, die an unserem Spendenautomat „Klima-Schoko-Baum“ eine große Anzahl Bäume gepflanzt haben, gelingt so ein positiver Beitrag zur Reduzierung unserer CO₂-Emissionen über die Kompensation hinaus.
Bis Ende 2023 wurden durch unser Engagement und die Unterstützung unserer Besucher:innen über 50.000 Bäume gepflanzt, die dazu beitragen, den CO₂-Gehalt in der Atmosphäre zu senken und gleichzeitig den Lebensraum bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu schützen.
Darüber hinaus haben wir, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und NGOs, zahlreiche Projekte unterstützt, die das Bewusstsein für Nachhaltigkeit stärken und die Lebensbedingungen der Menschen in den Kakaoanbaugebieten verbessern.
Klimaneutralität und Maßnahmen zur Emissionsminderung
Der Klimawandel bleibt eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Auch für das Schokoladenmuseum ist der Schutz des Klimas eine zentrale Aufgabe. Wir haben uns daher das Ziel gesetzt, alle unsere Aktivitäten klimaneutral zu gestalten. Da es derzeit noch nicht möglich ist, alle CO₂-Emissionen zu vermeiden, setzen wir auf eine Kombination aus Emissionsreduktion und -kompensation.
Im Jahr 2023 haben wir zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um unseren CO₂-Fußabdruck zu verringern. Dazu gehören unter anderem die Optimierung unseres Energieverbrauchs sowie die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen in unserer Gläsernen Schokoladenfabrik, insbesondere in der internen Logistik werden nunmehr wiederverwendbare Transportverpackungen eingesetzt. Die dort produzierten Schokoladen werden in umweltfreundlichen und kompostierbaren Verpackungen verkauft.
Im Jahr 2023 haben wir mit Maßnahmen begonnen, die langfristig den Energiebedarf des Schokoladenmuseums verringern werden und gleichzeitig nachhaltige Energiequellen zum Einsatz bringen werden.
Mit der Versorgung durch Nahwärme wird bereits eine Technologie verwendet, die zukünftig das klimaneutrale Heizen erlaubt. Hier erwarten wir bis 2035 eine klimaneutrale Bereitstellung von Wärme durch unseren Versorger. Bereits heute wird die Wärme über ein sehr energieeffizientes Blockheizkraftwerk erzeugt.
In 2023 haben wir mit der Planung und Umsetzung für eine umfassende Erneuerung und Ergänzung der Lüftungs- und Klimatechnik für die gesamte Ausstellung begonnen. Eine Ergänzung durch intelligente Steuerungstechnik sorgt für eine an die Besucherströme angepasste Raumluft.
Ergänzend werden alles Glasflächen mit sehr wirksamen Wärmeschutzfolien versehen, um den Wärmeeintrag in den Sommermonaten und damit den Energiebedarf zur Kühlung deutlich zu reduzieren. Ziel ist es, mit diesen Maßnahmen unseren Energieverbrauch weiter zu reduzieren, um im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu leisten.
Berechnung unseres CO2-Ausstoßes
Die für die Kompensation erforderliche Bestandsaufnahme der Emissionen erfolgte nach den anerkannten Prinzipien des Greenhouse Gas Protocol (GGP). Dazu wurden alle relevanten Treibhausgasemissionen im Rahmen der Wertschöpfungskette des Schokoladenmuseums analysiert und mithilfe anerkannter Faktoren (Umweltbundesamt, DEFRA-Großbritannien) in CO2-Äquivalente umgerechnet. Dabei wurden alle Emissionen der Scopes 1 und 2 sowie Teile des Scopes 3 berücksichtigt. Insbesondere wurde die im Schokoladenmuseum für unsere Besucher:innen produzierte Schokolade komplett erfasst und klimaneutral gestellt.
Scope 1 (direkte Emissionen)
Diese Emissionen stammen aus Emissionsquellen innerhalb einer Unternehmung (Verbrauch von Erdöl, Erdgas, Kohle etc. für Beheizung von Gebäuden, Betrieb des Fuhrparks, Emissionen aus Kältemitteln).
Scope 1: 75,8 to CO2
Scope 2 (indirekte Emissionen)
Diese Emissionen entstehen bei der Erzeugung von Energien, welche von außerhalb bezogen werden (Bezug von Energie über externe Energieversorgungsunternehmen, z. B. der gesamte Strombezug).
Scope 2: 95,3 to CO2
Scope 3 (weitere indirekte Emissionen)
Das sind sämtliche übrige Emissionen, welche die wirtschaftliche Tätigkeit einer Unternehmung verursacht (An- und Abfahrt der Mitarbeiter:innen zum Arbeitsplatz, Geschäftsreisen, Events sowie Verbrauch von Hilfsmaterialien).
Scope 3: 383,4 to CO2
Insgesamt 610 to CO2 (incl. 10% Aufschlag für Sonstiges)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein zentrales Anliegen des Schokoladenmuseums. Im Rahmen unseres Bildungsauftrags haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, unsere Besucher:innen über die globalen Herausforderungen im Kakaosektor aufzuklären und ihnen gleichzeitig Wege aufzuzeigen, wie sie selbst zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können.
Unsere Ausstellungen und pädagogischen Angebote richten sich an ein breites Publikum – von Schulklassen über Familien bis hin zu Einzelbesucher:innen. Besonders unsere Bildungsprogramme für Schulklassen, wie die Führung „Nachhaltig & Fair – Schokolade und Kakao!“, werden immer beliebter. Im Jahr 2023 konnten wir eine signifikante Steigerung der Buchungen für unsere Nachhaltigkeitsführungen verzeichnen, was das wachsende Interesse an BNE-Themen unterstreicht. Insgesamt fanden etwa 350 BNE-Führungen für Schulklassen mit insgesamt fast 9.000 Teilnehmer:innen statt.
Zusätzlich bieten wir regelmäßig kostenlose Fortbildungen für Lehrer:innen an, die sich mit für den Schulunterricht relevanten Themen wie Fairer Handel, nachhaltiger Kakaoanbau und Klimawandel beschäftigen. Diese Fortbildungen tragen dazu bei, das Wissen und die Kompetenzen von Lehrkräften im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu erweitern und in den Unterricht zu integrieren. Das Thema Kakao und Schokolade bietet sich in sehr unterschiedlichen Schulfächern als Unterrichtsstoff an. So lässt es sich beispielhaft in Fächern wie Erdkunde, Politik, aber auch Biologie oder Chemie behandeln.
Unser pädagogisches Team besteht aus zwei fest angestellten Museumspädagog:innen sowie über 30 freiberuflichen Mitarbeiter:innen, die regelmäßig zu den neuesten Entwicklungen im Bereich BNE geschult werden. Im Jahr 2023 wurden 20 Mitarbeiter:innen zu „SDG-Scouts“ ausgebildet, um unser pädagogisches Angebot weiter zu stärken und sicherzustellen, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in unserer Vermittlungsarbeit fest verankert sind. Zudem sollen SDG-Scouts auch innerhalb einer Organisation wirken und so dafür sorgen, dass Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Organisation mitgedacht und umgesetzt werden. Es war daher sehr wichtig, dass die 20 Teilnehmer:innen der Schulung abteilungsübergreifend aus unterschiedlichen Bereichen des Museums kamen.
Auszeichnungen
Auszeichnungen und Zertifizierungen
Das Schokoladenmuseum wurde in den vergangenen Jahren mehrfach für seine Bildungs- und Nachhaltigkeitsarbeit ausgezeichnet:
- NUA Natur- und Umweltakademie NRW: Nach der ersten Zertifizierung im Jahr 2018 wurde das Schokoladenmuseum im Jahr 2021 für weitere drei Jahre als BNE-zertifizierter Lernort anerkannt. Die nächste Rezertifizierung ist für 2024 geplant.
- UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung: Die Deutsche UNESCO-Kommission hat das Schokoladenmuseum auch für die Jahre 2022/2023 für seine herausragende Arbeit im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.
Diese Auszeichnungen bestätigen uns in unserem Kurs und motivieren uns, unsere Arbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Unsere Partner
Das Schokoladenmuseum kooperiert seit 2006 mit dem Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli. Die hohen Ethik- und Nachhaltigkeitsstandards in der Beschaffung von Rohstoffen und bei der Verarbeitung zu hochwertiger Schokolade zeichnen das Unternehmen aus. Kakao ist die wichtigste Basis für Premium-Schokolade. Deshalb investiert Lindt in den Erhalt der Umwelt und die Verbesserung der Lebensstandards der Kakaobäuerinnen und -bauern, denn nur so kann auch Verantwortung für die Zukunft übernommen werden.
Seit 2012 ist das Schokoladenmuseum Mitglied im Forum Nachhaltiger Kakao. Dort haben sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die deutsche Süßwarenindustrie, der deutsche Lebensmittelhandel und verschiedene Organisationen der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Lebensumstände der Kakaobäuerinnen und -bauern und ihrer Familien zu verbessern sowie den Anbau und die Vermarktung von nachhaltigem Kakao zu erhöhen.
Darüber hinaus kooperiert das Schokoladenmuseum im Bildungsbereich mit verschiedenen staatlichen und privaten Institutionen und Organisationen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Hierbei ist es dem Museum wichtig, auch kleinere Initiativen zu unterstützen. So wird zusammen mit dem Institut für Lehrer:innenfortbildung der Universität Köln das „Projekt Weichenstellung“ umgesetzt. In diesem Projekt werden Schüler:innen mit besonderem Förderungsbedarf unterstützt und ihnen ein Museumsbesuch unter fachlicher Betreuung ermöglicht. Um unserem Anspruch gerecht zu werden, keine Zielgruppen auszuschließen, bieten wir in Kooperation mit der Diakonie Michaelshoven eine spezielle Führung für an Demenz erkrankten Menschen an.
Lindt & Sprüngli und das Cocoa Farming Program[1]
Qualitativ hochwertige Kakaobohnen sind das Herz unserer Schokoladen. Wir von Lindt & Sprüngli übernehmen Verantwortung von der Auswahl der Kakaobohnen bis zur Herstellung der fertigen Schokoladenprodukte – von der «Bohne bis zur Tafel». Daher hat Lindt & Sprüngli ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm für Kakaobohnen aufgebaut: das Lindt & Sprüngli Farming Program. Das Programm ermöglicht uns, unsere Kakaobohnen bis zu ihrem Ursprungsort zurückzuverfolgen und so die Bauern und ihre Gemeinden ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechend zu unterstützen. Es befähigt die Bauern, ihre Betriebe gemäß guter landwirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Praxis zu führen. Lokale Partner setzen das Programm vor Ort mit einem Team von engagierten Mitarbeitenden um. Das Engagement hilft den Bauern, ihre Erträge und folglich ihr Einkommen zu steigern, zeigt ihnen, wie die landwirtschaftliche Nutzung der Böden langfristig gewährleistet werden kann und fördert den Zugang zu Anbauzubehör und Infrastruktur.
So übernehmen wir Verantwortung
Alle Produkte, die unser Haus verlassen, entsprechen letztendlich unserer Verpflichtung für Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In unseren Ursprungsländern steht die Kakaoproduktion vor großen Herausforderungen. Kleine Farmen, alte und kranke Kakaobäume sowie begrenzte landwirtschaftliche Praktiken können zu niedrigen Erträgen und nicht genügend Einkommen für die Bauern und ihre Familien führen. Schlechte Infrastruktur und fehlender Zugang zu landwirtschaftlichen Geräten erschweren die Produktion zusätzlich. Und schließlich sind auch ökologische Herausforderungen wie Klimawandel und Entwaldung entscheidende Themen. Es ist unsere Priorität, diese Hürden anzugehen und Verantwortung für einen nachhaltigen Kakaoanbau zu übernehmen.
Unsere Verpflichtung für eine bessere Zukunft
Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells von Lindt & Sprüngli. Unsere Mission ist es, Premium-Produkte herzustellen und unsere hohen Qualitätsstandards mit ebenso hohen ethischen und nachhaltigen Standards in jedem Aspekt unseres Geschäfts zu verbinden. Dies spiegelt sich in unserem Engagement für Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette wider. Der Lindt & Sprüngli Nachhaltigkeitsplan bildet die Strategie für den Bereich Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells. Mit dem Nachhaltigkeitsplan konzentrieren wir uns auf Bereiche, die für unsere Anspruchsgruppen die größte Relevanz und die größten Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft haben. Unsere Absicht ist es, eine erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens zu fördern, die Lebensgrundlagen unserer Lieferanten in den Ursprungsländern zu verbessern, zu einer intakten Umwelt beizutragen und unsere Konsumenten zu begeistern.
[1] Auszug aus dem Nachhaltigkeitsbericht von Lindt & Sprüngli. Sustainability Plan – Our Commitment for a Better Tomorrow | Lindt & Sprüngli (https://www.lindt-spruengli.com/sustainability/sustainability-strategy)

Das Forum Nachhaltiger Kakao
Im Forum Nachhaltiger Kakao haben sich im Mai 2012 die Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die deutsche Süßwarenindustrie, der deutsche Lebensmittelhandel und verschiedene Organisationen der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen. Auch das Schokoladenmuseum ist seit 2012 Mitglied im Kakaoforum.
Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, die Lebensumstände der Kakaobäuerinnen und -bauern und ihrer Familien zu verbessern sowie den Anbau und die Vermarktung von nachhaltigem Kakao zu erhöhen. Dafür engagieren sich die Mitglieder des Forums in enger Zusammenarbeit mit den Regierungen der kakaoproduzierenden Länder.
Die Hauptziele des Kakaoforums sind:
ein auf die Zukunft ausgerichtetes wirtschaftliches Handeln aller Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette, dass den Kakaobäuerinnen und -bauern ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht
die Erhaltung der natürlichen Ressourcen, insbesondere der Waldressourcen mit ihrer Biodiversität
die Einhaltung von Menschenrechten in der Wertschöpfungskette und die Abschaffung und Verhinderung missbräuchlicher Kinderarbeit
In der AG Nachhaltigkeit werden zentrale Punkte aus dem Kakaosektor mit den Vertreter:innen aller vier Mitgliedergruppen diskutiert, auf den Weg gebracht und von den einzelnen Mitgliedern umgesetzt. So wurden beispielsweise in den vergangenen Jahren die Ziele des Kakaoforums sowie der Nachhaltigkeitsbegriff neu definiert. An diesem Prozess war das Schokoladenmuseum aktiv beteiligt. In den vergangenen Jahren beschäftigte sich die AG vor allem mit der Frage eines Living Income, einem gerechten Einkommen für die Kakaobäuerinnen und -bauern, und wie dieses umgesetzt werden kann.
Unsere Partner im Bildungsbereich
Das Schokoladenmuseum Köln strebt im Bildungsbereich langfristige Partnerschaften mit externen Organisationen und Initiativen an. Eine intensive Zusammenarbeit mit allen, die sich für das Thema nachhaltige Entwicklung engagieren, ist für uns selbstverständlich.
Im Jahr 2023 wurden u.a. mit folgenden Organisationen gemeinsame Projekte verwirklicht:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Das BMZ ist für die Koordination der internationalen Entwicklungszusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich und setzt sich unter anderem für die weltweite Verwirklichung von Menschenrechten, die Bekämpfung von Hunger und Armut ein.
Das Schokoladenmuseum arbeitet im Bildungsbereich bereits seit vielen Jahren mit dem BMZ zusammen.
Engagement Global. Service für Entwicklungsinitiativen
Engagement Global informiert und berät Einzelpersonen, Zivilgesellschaft, Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen in Deutschland zu entwicklungspolitischen Vorhaben und fördert diese finanziell.
Seit 2018 kooperieren das Schokoladenmuseum und Engagement Global erfolgreich im Rahmen der Woche der nachhaltigen Entwicklung, die jährlich anlässlich der europäischen Nachhaltigkeitswoche stattfindet. Außerdem unterstützt Engagement Global bei der Schulung der pädagogischen Mitarbeiter:innen des Museums sowie bei Informationsveranstaltungen für Lehrer:innen. Im Jahreswechsel 2022 auf 2023 konnten, gefördert durch Engagement Global, 20 feste und freie Mitarbeiter:innen in einem zweitägigen Workshop zu „SDG-Scouts“ mit Zertifikat ausgebildet werden.
Plant-for-the-Planet
Die Stiftung wurde im Jahr 2011 von Felix Finkbeiner und seinem Vater Frithjof Finkbeiner gegründet. Die beiden haben es sich zum Ziel gesetzt, bei Kindern und Erwachsenen ein Bewusstsein für die Klimawandel und eine globale Gerechtigkeit zu schaffen. Mit dem Pflanzen von Bäumen wird direkt der globalen Erwärmung entgegengewirkt.
Dazu wird eine hochwertige Schokolade, „Die Gute Schokolade“, produziert, durch deren Verkauf ebenfalls Baumpflanzungen unterstützt werden.
Durch Veranstaltungen versucht Plant-for-the-Planet das Bewusstsein für die ökologischen und sozialen Folgen des Klimawandels zu schaffen. Das Schokoladenmuseum unterstützt diese Maßnahmen mit gemeinsamen Veranstaltungen. So arbeiten das Schokoladenmuseum und Plant-for-the-Planet im Bildungsbereich eng zusammen. Während der jährlichen Nachhaltigkeitswoche im Schokoladenmuseum finden regelmäßige Workshops und Vorträge zu Themen der globalen Gerechtigkeit und der Wirkung von Baumpflanzaktionen statt. Zusätzlich finden regelmäßig Akademien statt, bei denen Kinder im Alter zwischen 9 und 12 Jahren zu Klimabotschafter:innen ausgebildet werden. Das Schokoladenmuseum ist bereits mehrfach Gastgeber dieser begeisternden Veranstaltungen gewesen.
Nicht zuletzt fördern die Besucher:innen des Schokoladenmuseums durch eine Geldspende am „Klima-Schoko-Baum“ die Baumpflanzungen von Plant-for-the-Planet.
Südwind Institut
Gemeinsam mit dem Südwind Institut und der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) führt das Schokoladenmuseum eine jährliche Tagung zum Thema Nachhaltigkeit im Kakaoanbau durch. Das Schokoladenmuseum war bereits sechsmal Gastgeber dieser Tagung, so auch in 2023 mit dem Thema „Sustainable cocoa supply chain in times of crisis – how can it succeed?“. Das SÜDWIND Institut engagiert sich für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit weltweit. Es erforscht und analysiert globale Themen wie menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Handelsstrukturen, nachhaltige Entwicklung sowie die Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf Menschen und Umwelt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Lebens- und Arbeitsbedingungen in Ländern des Globalen Südens. SÜDWIND veröffentlicht Studien, organisiert Veranstaltungen und setzt sich für politische Veränderungen ein, um die Rechte benachteiligter Gruppen zu stärken und gerechtere globale Wirtschaftsstrukturen zu fördern.
GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)
Die GIZ fördert weltweit nachhaltige Entwicklung durch Projekte in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Klimaschutz und Wirtschaftsförderung. Sie arbeitet im Auftrag der Bundesregierung und anderer Partner, um Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln, insbesondere in Entwicklungsländern. Ziel ist es, Lebensbedingungen zu verbessern und nachhaltige Strukturen zu schaffen.
Über diesen Bericht
Abschließend lässt sich festhalten, dass das Jahr 2023 für das Schokoladenmuseum Köln ein Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz war. Durch umfassende Umbaumaßnahmen, die Integration der Bildung für nachhaltige Entwicklung und unser Engagement für Klimaneutralität leisten wir einen wichtigen Beitrag zur globalen Nachhaltigkeitsbewegung. Unser Dank gilt allen Besucher:innen und Partnern, die uns auf diesem Weg unterstützt haben.
Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, nicht nur die Geschichte des Kakaos zu erzählen, sondern auch die Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Wir freuen uns auf die kommenden Jahre und die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Nachhaltigkeitsziele.
Appendix
Der Bericht zur nachhaltigen Entwicklung 2023 wird auf der Website des Schokoladenmuseums veröffentlicht und kann kostenlos heruntergeladen werden.
Daten und Fakten
2022 | 2023 | Differenz 2023 zu 2022 in % | |
---|---|---|---|
Museumsgäste | 523.555 | 665.000 | + 27 % |
Gesamt Gruppenangebote | 2.852 | 3.465 | + 21 % |
davon Führungen | 2.221 | 3.129 | + 41 % |
davon Nachhaltigkeitsführungen | 291 | 347 | + 19 % |
Energieverbrauch | 1.962.386 kWh | 1.942.660 kWh | - 1 % |
Energieverbrauch pro Besucher | 3,74 kWh | 2,92 kWh | - 22 % |
davon Strom (100% Öko Strom) | 1.300.644 kWh | 1.304.788 kWh | - 0,3 % |
davon Wärme | 661.742 kWh | 637.872 kWh | - 4 % |
Schokoladenproduktion | 150.325 kg | 156.653 kg | + 4 % |
davon für Museumsgäste | 15.707 kg | 17.504 kg | + 11 % |
Wasserverbrauch | 6.651 m3 | 7.075 m3 | + 6 % |