Daach zusammen, ich bin´s, die Gerda, das Kölner Schokoladenmädchen.
Sagt bloß, ihr wisst nicht wer ich bin und habt noch nie von mir gehört? Na dann seid ihr nicht aus Köln oder habt die Stadt noch nicht wirklich kennengelernt. Aber das können wir ändern. Wenn ihr wollt, dann folgt mir hier auf meinem Blog. Ich nehme euch an die Hand und zeige euch meine Welt. Mein Veedel, die Fabrik in der ich arbeite und erzähle euch alles, was ich über Schokolade weiß. Ihr mögt doch Schokolade, oder? Aber wer mag Schokolade nicht? Ich kenne niemanden – und ich muss es ja nun wissen. Denn schließlich ziehe ich jeden Abend nach getaner Arbeit noch in Köln umher und verkaufe leckere Schokoladentäfelchen und Schokoladenbonbons. 10 Pfennig kosten die. Nicht billig, aber die von Stollwerk sind ja auch was ganz besonderes und richtig lecker. Habt ihr sie schon mal probiert? Wenn nicht – psst – ich verrate euch was: Dann müsst ihr mal ins Kölner Schokoladenmuseum gehen. Da steht ein Brunnen, aus dem sprudelt den ganzen Tag Schokolade. Und die bekommt ihr da völlig umsonst. Man, wäre das schön gewesen, wenn´s den damals, zu der Zeit, aus der ich komme, schon gegeben hätte.
Ach so. Auch das wisst Ihr ja noch gar nicht. Muss ich euch erzählen. Denn eigentlich lebe ich gar nicht im Jetzt, sondern komme aus dem Jahr 1922. Wie, ihr glaubt mir nicht? Dann lasst es mich Euch erzählen.
Genau um Mitternacht – ich weiß es noch so genau, denn es war beim zwölften Schlag der Glocke von St. Severin – eine katholische Basilika im Stil der Romanik, deren Bau teilweise auf das 10. Jahrhundert zurückgeht – wurde ich von magischer Hand zum Leben erweckt. Neben mir stand ein Körbchen mit leckerer Schokolade.
Ich wusste zunächst gar nicht, wie mir geschah, denn nun war ich lebendig. Das war schon sehr eigenartig, denn außer mir war in diesem Moment niemand sonst mehr auf dem Platz unterwegs.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, kann ich es immer noch nicht fassen. Ach, da fällt mir noch etwas ein, was ich euch erzählen muss. Wisst ihr, dass es hier in Köln war – also die erste Kinovorführung der deutschen Filmgeschichte? Das war – lasst mich überlegen – im April 1896, nur wenige Monate nach der Geburtsstunde des Films im Jahr 1895. Ich weiß das deswegen so genau, weil mir meine Mutter schon davon erzählt hatte, als ich ein kleines Mädchen war. Die hatte auch bei Stollwerck gearbeitet und war dabei. Man war das ein großer Tag für meine Mutter und all die anderen Arbeiter von Stollwerck, denn die allererste Vorführung fand in der sogenannten, firmeneigenen „Volksküche“ auf dem Stollwerck-Gelände statt. Erst vier Tage später hatten dann auch alle anderen Kölner das Vergnügen. Und wer hat´s gemacht? Die Firma Gebrüder Stollwerck. Denn die waren damals mit der Deutschen Automaten Gesellschaft (DAG) schon ganz groß im Automatengeschäft tätig und haben am Augustinerplatz 12, da wo heute die Hohe Pforte ist, einen Saal angemietet.
Da wurden dann im ersten Stock des Gebäudes zwölf kurze Filme präsentiert. Für einen Eintrittspreis von 50 Pfennig (reservierte Plätze kosteten eine Mark) konnten die Kölner erstmals die neue Erfindung der „lebenden Bilder“ bestaunen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, dann schaut mal hier: www.koeln-im-film.de/filmgeschichte/die-ersten-filmaufnahmen
Das waren aufregende Zeiten, damals vor 100 Jahren, als ich im Severinsviertel gelebt und gearbeitet habe. Wir Kölner nennen es übrigens „Vringsveedel“. Die Geschichte von Stollwerck geht zurück bis ins Jahr 1815, als der Gründer, Franz Stollwerck, geboren wurde. Dazu später mehr.
Die Geschichten entstammen den Ideen von Klaus H. Schopen, dem Sprecher des Schokoladenmuseums Köln und dem Kölner Geschichtenerzähler Klaus-Peter Hausberg.