Zeitreise des Kakaos – Kulturgeschichte neu erzählt
Im Juni 2025 haben wir im 1. Obergeschoss die neugestaltete kulturgeschichtliche Ausstellung "Zeitreise des Kakaos" eröffnet. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Forschung, Konzeption und kreativer Arbeit. Die Geschichte der Schokolade umfasst fünf Jahrtausende. Und so beginnt auch die Ausstellung in Süd- und Mittelamerika und erzählt die Geschichte ihrer kulturellen Bedeutung – bis sie „europäisch“ wird. Von den Trinkschokoladen im 16. und 17. Jahrhundert, spannt sie die Erzählung über die Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis hin zur heutigen Konsumwelt. Die Ausstellung verknüpft Alltagsgeschichte, Technikgeschichte, Werbewelten und politische Entwicklungen. Sie zeigt: Schokolade ist auch ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderung. Und sie macht deutlich, dass Kulturgeschichte niemals abgeschlossen ist, sondern ständig weitergeschrieben wird – mit jedem Stück Schokolade. In unserer Ausstellung wird dabei nie aus den Augen verloren, dass auch schon das Luxusprodukt des Barocks eine Schattenseite hatte. Die blutige Unterwerfung großer Teile Amerikas durch europäische Mächte. Der transatlantische Sklavenhandel, der Plantagen mit billigen Arbeitskräften versorgte, die unter unmenschlichen Bedingungen Produkte für Europa herstellten: Rohrzucker, Kakao, Baumwolle, um ein paar bekannte Beispiele zu nennen. Und nach dem Ende der Sklaverei? Man beginnt damit Kolonien in Afrika zu gründen, mit dem erklärten Ziel nun hier billig für den europäischen Markt zu produzieren! Weit weg? Nein, denn eine wichtige Handelsstadt wie Köln profitierte in der Kolonialzeit von diesen Strukturen. Die Waren der Kolonialzeit werden im Rheinauhafen gelöscht.
Auch das ist Teil unseres kulturellen Erbes. Ein schmerzliches Kapitel, dem man sich aber stellen muss. Und so verschweigen wir in unserer Ausstellung diese Verflechtungen nicht. Wir zeigen „Kolonialschokolade“, mit der Stollwerck stolz Werbung machte. Und wir geben einen Denkanstoß, warum Werbefiguren, die in dieser Zeit entstanden sind, oft problematisch sind. Bei all den Schattenseiten bleibt Schokolade aber trotzdem etwas Wundervolles. Und deshalb… erzählen wir Kulturgeschichte nicht als Moralpredigt, sondern als Einladung zur Empathie: zu verstehen, wie Genuss und Gerechtigkeit zusammengehören.