Christian, Olaf und Andrea waren im Mai 2024 auf einer Studienreise in der Côte d’Ivoire und möchten ihre spannenden Reiseeindrücke gerne mit euch teilen. Sie berichten davon, wie sie mitgeholfen haben, Kakaofrüchte zu ernten und für die Weiterverarbeitung vorzubereiten. Während der Reise hatten sie mehrfach die Möglichkeit mit Kakaobäuerinnen und Kakaobauern zu sprechen und lernten verschiedene Kooperativen kennen. Mit vielen Fotos und kurzen Videos möchten sie euch Informationen aus erster Hand präsentieren. Wie läuft die Ernte vor Ort tatsächlich ab? Wie geht es den Bäuerinnen und Bauern vor Ort? Und welche Wünsche haben sie für ihre Zukunft?

Die Côte d´lvoire – ein Staat in Westafrika, ist der weltweit größte Produzent von Kakao und der wichtigste Lieferant für Deutschland. Das Land, das 1960 seine Unabhängigkeit erlangte, hat eine junge Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von nur 18 Jahren (im Vergleich zu 44 Jahren in Deutschland). Die Städte sind lebendig und pulsierend, während der tropische Süden des Landes durch den Kakaoanbau geprägt ist – neben einer wachsenden Zahl von Palmöl- und Kautschukplantagen.

Unsere Reise führte uns aus dem Schokoladenmuseum hinaus in den Süden der Côte d’Ivoire – von der lebhaften Küstenstadt Abidjan nach San Pedro, Afféry und Grand Bassam.


Autor

Andrea Durry

Kategorie
Datum

29. Oktober 2024

Abidjan: Ein Nationalpark im Herzen der Stadt

Unsere Reise begann in Abidjan, der größten Stadt des Landes und ihrem wirtschaftlichen Zentrum. Die nächsten 5 Tage werden wir mit dem Club der Confiserien unterwegs sein und uns verschiedene Bereiche des Cacoa-Trace Programms der Firma Puratos anschauen. So nutzten wir drei den ersten Tag und verbrachten eine unbeschreiblich spannende Wanderung im Nationalpark Banko – ein Stück  Regenwald mitten in der Stadt.

Am Abend lernten wir bei einem gemeinsamen Abendessen die gesamte Reisegruppe kennen und bereiteten uns auf die Weiterreise vor.

San Pedro: der Kakaohafen im Westen

Früh am nächsten Morgen machten wir uns auf den knapp 400 km langen Weg nach San Pedro, der wichtigsten Kakao-Hafenstadt im Südwesten des Landes. Während des Transfers im Bus auf der neuen Teerstraße bot sich uns ein beeindruckender Blick auf die vorbeiziehenden Dörfer, Landschaften und Märkte. Nachdem wir unser Ziel erreicht hatten, lernten wir Sylvestre Awono den Projektkoordinator von Puratos kennen und erhielten eine Einführung in das 2013 ins Leben gerufene Kakao-Programm „Cacao-Trace“. Ziel des Programmes ist es, eine nachhaltige Zukunft der Kakaobäuerinnen und -bauern in den Produktionsregionen zu ermöglichen und gleichzeitig eine hohe Qualität des Kakaos zu gewährleisten. Am Abend konnten wir einen der wunderschönen tropischen Strände besuchen, bevor wir lokale Köstlichkeiten genießen durften.

Die Welt des Kakaos: Begegnungen auf den Plantagen

Der dritte Tag war besonders eindrucksvoll. Nach dem Frühstück brachen wir zu einem Dorf auf. Dort erlebten wir eine unbeschreibliche Willkommens-Zeremonie der Kakaobäuerinnen und -bauern. Wir wurden mit Gesang und Tanz sowie Kolanuss, scharfen Gewürzen und Palmwein begrüßt. Anschließend brachen wir zu ihren Kakaofeldern auf. Sie führten uns durch Kautschuk Plantagen zu einem Platz in einer Kakaopflanzung und erklärten uns nach einer Sicherheitsunterweisung den richtigen Ernteprozess, um weder den Baum noch die Früchte zu schädigen. Obwohl wir uns unter dem Blätterdach der Kakaobäume befanden, war die Hitze und Luftfeuchtigkeit unbeschreiblich. Unter der Anleitung der Bäuerinnen und Bauern lernten wir, den besten Reifegrad der Früchte zu erkennen, die Früchte zu öffnen und nur die geeignetsten Bohnen zu entnehmen. Es war sehr beeindruckend die harte Arbeit in diesem Klima kennenzulernen. Innerhalb von 4 Stunden schafften wir es mit 20 Personen, 60 Kilo Kakao für das Erntezentrum vorzubereiten. Und wir bekamen alle einen symbolischen Lohn für unsere Arbeit – umgerechnet 50 Cent. Auf dem Markt konnten wir dafür 6 Mangos kaufen. Benzin für ein Auto hätten wir uns nicht leisten können, da es ist in der Côte d’Ivoire ungefähr so teuer ist wie bei uns.

Besuch von Kakaogemeinschaften: Die Menschen hinter der Schokolade

Am vierten Tag besuchten wir verschiedene Dorfgemeinschaften und lernten weitere Projekte des „Cacao-Trace“ Programms kennen. Mit jedem verkauften Kilo Schokolade in Europa spendet Puratos 10 Cent zurück in die Kooperativen. Das waren im Jahr 2023 1,4 Millionen Euro. Mit diesem Geld wurde in der Region eine Schule, Wasserpumpen mit Solaranlagen und beispielsweise ein Geburts- und Gesundheitszentrum gebaut. Über diese Projekte und auch weitere Wünsche und Bedürfnisse konnten wir mit den Kakaobauerinnen und -bauern diskutieren.

Der Weg der Kakaobohne: Vom Baum zur Tafel

Unser letzter Tag in San Pedro führte uns in ein Nacherntezentrum, wo wir uns den Fermentationsprozess und auch den Trocknungsprozess der Kakaobohnen genauer anschauten. Diese komplexen Prozesse sind entscheidend für die Qualität der Schokolade und verleihen den Bohnen ihr einzigartiges Aroma. Das Nacherntezentrum hat den großen Vorteil, dass so die Qualität des Kakaos permanent überprüft wird und für alle Bohnen gleich ist. Außerdem nimmt das Zentrum den Bäuerinnen und Bauern bis zu 4 Wochen andauernde Arbeitseinsätze ab. Für den Verkauf des direkt nach der Ernte abgegebenen Kakaos erhalten die Bäuerinnen und Bauern einen vergleichsweisen hohen Preis, der direkt am Eingang einzusehen ist.

In den nächsten Tagen reisten wir zurück in den Osten des Landes, um eine weitere Kooperative zu besuchen. Auch hier konnten wir mit den Menschen sprechen. Sie baten uns eindringlich darum, uns für einen höheren Kakaopreis einzusetzen, um ihnen zu helfen, der Armut zu entkommen und Kinderarbeit zu bekämpfen. Eine faire Entlohnung für die harte Arbeit wäre der erste Schritt, um ein besseres Leben mit drei Mahlzeiten am Tag, medizinischer Versorgung und Bildung für ihre Kinder zu ermöglichen.

Schokolade: Warum fairer Handel wichtig ist

Unsere Reise in die Côte d´lvoire hat uns nicht nur die landschaftliche Schönheit des Landes gezeigt, viele tolle Menschen kennenlernen lassen, sondern uns auch einen tieferen Respekt für die Menschen und die Prozesse vermittelt, die hinter dem Anbau von Kakao stehen.

Für die Grundlage unserer süßen Köstlichkeit, der Schokolade sollten wir bereit sein, einen fairen Preis zu zahlen, damit die Menschen im Anbau nicht in Armut leben müssen. Derzeit verdienen nur 7 Prozent der Kakaobäuerinnen und -bauern in der Côte d’Ivoire genug, um davon leben zu können.