Seit einigen Jahren zieht sich ein allgemeiner Wertewandel durch die Gesellschaft. Das werdet ihr vielleicht auch bei euch feststellen. Denn immer mehr spielen neben dem Preis auch andere Werte eine entscheidende Rolle bei Kaufentscheidungen. Themen wie Nachhaltigkeit werden für Konsumenten wie euch und mich immer wichtiger.
Auch wir im Schokoladenmuseum legen viel Wert auf Nachhaltigkeit. So sind wir seit einigen Jahren klimaneutral. Außerdem sind das Thema Nachhaltigkeit und der faire Anbau von Kakao ein großer Teil unserer neuen Ausstellung „Weltreise des Kakaos“.
Über ein großes Thema, nämlich nachhaltigen Kakaoanbau, wird euch jetzt Eeileen Schwarz etwas erzählen:
Die Debatten um eine nachhaltige Landwirtschaft sind seit vielen Jahren voll entbrannt. Wie baut man an, nutzt man Pestizide oder Düngemittel, wie hoch sind die Erträge und was bleibt am Ende von der Natur über? Diese Fragen stellen sich nicht nur im Anbau von zum Beispiel Soja oder Getreide. Auch im Kakaosektor wird heftiger denn je über die besten Lösungen diskutiert. Wir stellen euch zwei Varianten vor, wie man Kakao anbaut: Agroforstsystem vs. Monokultur. Und wir zeigen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Anbauform.
Monokultur ist nahezu jedem Menschen ein Begriff. Dabei wird ausschließlich eine Pflanzenart auf einer Fläche angebaut und das jahrelang. Meist sind es große Plantagen, auf denen die Produkte wachsen. Das Bild von nicht endenden Reihen mit eng aneinander stehenden Bäumen oder Pflanzen kommt einem sofort in den Sinn.
Agroforstsysteme sind sozusagen das Gegenteil einer Monokultur und eine Art der Mischkultur. In einem Agroforstsystem werden verschiedene Lebensmittelpflanzen und Forstwirtschaftsprodukte gemeinsam angebaut und teilweise mit Tierhaltung kombiniert. So entsteht ein naturnahes und biodiverses Anbausystem. Eine Zwischenlösung ist die Mischkultur, bei der Kakaobäume neben Schattenpflanzen wie Bananen angebaut werden.
Hier seht ihr eine Monokultur im direkten Vergleich zu einem Agroforstsystem:
Monokultur im Vorteil?
Der Vorteil einer Monokultur: man erhält in kurzer Zeit bereits einen hohen Ernteertrag und das für mehrere Jahre. Jedoch zeigen sich dadurch auch Tücken: die Nährstoffe im Boden laugen aus und die Kakaobäume sind anfällig für Krankheiten, da sie nahe beieinanderstehen. Daraus resultiert ein hoher Einsatz an Düngemitteln und Pestiziden, die oft gesundheits- und umweltschädliche Stoffe enthalten. Das Problem hierbei: es werden nicht nur die Krankheitserreger bekämpft, sondern auch Tiere und Pflanzen, die den Kakaobaum nicht gefährden. Bei einer Monokultur ist das Ökosystem nach wenigen Jahren zerstört. Nach spätestens 25 Jahren kann die Plantage nicht mehr bewirtschaftet werden, – die Bäuerinnen und Bauern ziehen weiter, roden bestehenden Regenwald und bauen legen neue Plantagen an.
Oder doch das Agroforstsystem?
Bei einem Agroforstsystem dauert es etwas länger, bis größere Mengen Kakao bereit zur Ernte sind. Dafür kann man dort mehrere Lebensmittel ganzjährig anbauen, ernten und verkaufen (sogenannte Diversifizierung). Das ist ein großer Vorteil für Kakaobäuerinnen und –bauern, wenn sie im Agroforstsystem anbauen: finanzielle Sicherheit durch Diversifizierung. Auch das Ökosystem freut sich darüber: Tiere haben weiterhin ein Zuhause, wo sie geschützt leben und Nahrung finden können. Schädlinge des Kakaobaumes werden durch die natürlichen Fressfeinde wie Vögel in Schach gehalten. Dadurch kann auf Pestizide und Düngemittel verzichtet werden. Die Langlebigkeit des Agroforstsystems spricht für sich: auch nach 25 Jahren ist die Plantage intakt und kann bepflanzt und geerntet werden.
Und wie weiß man nun, welche Anbauform für meine Schokolade verwendet wurde? Das wird leider oft nicht kommuniziert. Doch zahlreiche Schokoladenunternehmen bauen immer mehr auf umweltverträgliche Anbauformen und berichten davon. Hier seid ihr gefragt, euch über eure Lieblingsschokolade zu informieren!
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